Die meisten Tiere werden irgendwann einmal reisen müssen. Das gilt für privat gehaltene Haustiere ebenso wie für Nutztiere. Der Unterschied ist, dass die meisten Haustiere einfach in einem Personenfahrzeug mitfahren und dort entsprechend gesichert werden. Bei größeren oder kommerziellen Tiertransporten sieht das ganz anders aus. Besonders über weite Strecken kann das eine echte Herausforderung für Mensch und Tier sein. Es braucht entsprechende Fahrzeuge und die Tiere müssen während der Fahrt gesichert und versorgt werden. Je mehr Tiere je mehr Strecke zurücklegen müssen, umso schwieriger wird es, sie alle artgerecht unterzubringen. Daher wäre es für solche Fälle wünschenswert, würden die Transporte soweit möglich verkürzt und die Transportvehikel so artgerecht wie möglich ausgestattet.
Anforderungen an kommerzielle Tiertransporte
Besonders Massenlebendtransporte über weite Strecken stehen seit vielen Jahren hart in der Kritik. Derartige Fahrten betreffen meist Schlachttiere wie Rinder oder Schweine, die über die Ländergrenzen hinweg transportiert werden. Doch auch Zoo- und Zirkustiere werden häufig von A nach B transportiert. In Europa unterliegen wirtschaftlich orientierte Fahrten mit Tier an Bord den Bestimmungen der EG Verordnung Nr. 1/2005, für Transporte innerhalb Deutschlands gilt die darauf basierende Tierschutztransportverordnung. Die darin festgelegten Vorgaben beziehen sich nicht nur auf Straßen-, sondern auch auf Schienen- und Wasserfahrzeuge.
Der ausführliche Anhang ist hier besonders interessant. Dort ist unter anderem festgehalten, welche Größen Behältnisse zum Transport verschiedener Tiere wie Hühnern, Tauben und Kaninchen, aber auch Hunden und Katzen, aufweisen müssen. Hinzu kommen Bestimmungen zu Raumbedarf und Abtrennung bei größeren Tieren wie Rindern, Schafen und Ziegen. Diese dürfen nur in Gruppen einer begrenzten Größe verladen werden. Außerdem ist eine Mindestransportfläche pro Kilogramm Körpergewicht des Tieres festgelegt.
Tiere unterschiedlicher Arten, mit beträchtlichem Alters- oder Größenunterschied, Zuchteber und Hengste, geschlechtsreife Tiere unterschiedlichen Geschlechts, rivalisierende Tiere, behornte und nicht behornte sowie nicht angebundende und angebundene Tiere müssen getrennt transportiert werden. Des Weiteren werden Kriterien für Transportfähigkeit der Tiere, Eignung des Transportmittels und Umgang mit den Tieren festgesetzt. Hier ist schriftlich festgehalten, was jedem bereits klar sein sollte: Den Tieren dürfen keine Schmerzen zugefügt werden, wozu unter anderem gehört, dass sie nicht geschlagen oder an ihren Extremitäten gezogen werden dürfen. Die Verwendung von Elektroschockgeräten hingegen ist bei ausgewachsenen Rindern und Schweinen erlaubt, sofern sich die Tiere nicht freiwillig fortbewegen, aber genug Platz zum Vorwärtsgehen haben.
Wie werden die Tiere versorgt?
Für das Füttern und Tränken der Tiere sowie die Transport- und Ruhezeiten werden ebenfalls Vorgaben gemacht. Die Angaben variieren hier stark, je nach Tierart, Alter der Tiere und Beförderungsmittel. Die meisten Equiden beispielsweise dürfen nicht mehr als acht Stunden am Stück transportiert werden. Werden jedoch bestimmte Zusatzbestimmungen wie dem Vorhandensein von Einstreu, Futter und Wasser im Transportraum eingehalten, kann die Transportzeit verlängert werden. Hausvögel und -kaninchen müssen erst ab 12 Stunden Fahrt mit Futter und Wasser versorgt werden. Sind Küken vor weniger als 72 Stunden geschlüpft, müssen sie erst nach 24 Stunden gefüttert und gewässert werden.
Wieso werden Tiere überhaupt lebend transportiert?
Doch wieso werden die Tiere überhaupt lebend transportiert, vor allem jene, die sowieso geschlachtet werden? Das liegt vor allem an der Produktionsverteilung. Die Tiere werden dort gezüchtet, wo es ausreichend Platz gibt und die Aufzucht möglichst günstig ist. Dort ist aber nicht zwangsläufig auch ein Schlachthof vorhanden, sodass die Tiere erst dorthin transportiert werden müssen. Betriebe, die gleichzeitig züchten und schlachten, werden immer seltener, während die Zahl spezialisierter und zentralisierter Großschlachthöfe zunimmt.
Beim Wanderzirkus ergibt sich die Notwendigkeit eines Transports schon aus dem Namen. Insbesondere dieser steht aufgrund der Haltungsbedingungen für seine Tiere stetig in der Kritik, teilweise auch wegen der aufgeführten Kunststücke. Diese gehen Hand in Hand damit, dass die Tiere ständig transportiert und anschließend nur in mobilen Ställen untergebracht werden.
Massentransporte, insbesondere von lebenden Schlachttieren, werden nicht minder stark kritisiert. Die Bedingungen seien nach wie vor nicht angemessen, das Platzangebot zu gering, der Stress zu hoch, die Fahrten zu lang, die Kontrollen zu schwach.