Tollwut ist eine der ältesten und gleichzeitig tödlichsten Erkrankungen. Sie ist eine Zoonose, das heißt, sie ist vom Tier auf den Menschen übertragbar. Das auslösende Virus mutiert immer wieder. So kann es sich an verschiedene Wirte vom Fuchs und Wolf bis zum Haushund hin anpassen. In Deutschland trat bis Anfang des 20. Jahrhunderts vorwiegend die Hundetollwut bei Straßenhunden auf. In großen Säuberungsaktionen wurden damals vermutlich infizierte Tiere getötet. Das Virus hat man dadurch tatsächlich weitestgehend ausgerottet.
Doch sind Hunde nicht die einzigen Tollwutwirte. In den 1950er-Jahren kam die Krankheit in Form der Fuchstollwut zurück nach Deutschland. Infizierte Füchse aus Preußen hatten sie eingeschleppt. Man versuchte, die Ausbreitung durch Bejagung und das Auslegen von Impfködern einzudämmen – mit Erfolg. Im Februar 2006 wurde der letzte Fall von Tollwut in Deutschland diagnostiziert. Die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) erklärte Deutschland daraufhin im Jahr 2008 offiziell für tollwutfrei. Leider verzichten deshalb immer mehr Hunde- und Katzenhalter auf die Tollwutimpfung. Dabei wird häufig vergessen, dass nicht alle EU-Länder tollwutfrei sind und Viren keine Ländergrenzen respektieren. Die Gefahr dieser Krankheit sollte daher nicht unterschätzt werden, ebenso der Wert präventiver Maßnahmen.
Außerdem hat die Tollwutverordnung (TollwV) bis heute Bestand. Sie regelt den Umgang mit (möglicherweise) infizierten Tieren. Und sie erlaubt die Quarantäne oder gar Tötung von Heimtieren, die mit einem vermutlich infizierten Tier Kontakt hatten und über keine gültige Impfung verfügen.
Was ist das Tollwut-Virus?
Die Tollwutviren befinden sich vorwiegend im Speichel infizierter Tiere. Eine Ansteckung erfolgt, wenn der Speichel mit offenen Wunden oder den Schleimhäuten gesunder Tiere in Kontakt kommt. Das Ziel der Viren ist das zentrale Nervensystem, über das sie sich im ganzen Körper verteilen können. Der Krankheitsverlauf gliedert sich in drei Phasen: Prodromal-Phase, Exzitationsphase und Paralysestadium. Während der ersten Phase treten Verhaltensänderungen und Schluckbeschwerden auf, die zu vermehrtem Speichelausfluss führen. Die zweite Phase hat der Tollwut den Beinamen Wutkrankheit beschert: das Tier wird zunehmend aggressiv und unberechenbar. In der letzten Phase kommt es zu Lähmungen, die schließlich auf die Lunge übergreifen und zum Tode führen. Zwischen den Phasen liegen nicht selten mehrere Tage. Alle drei Phasen können sich überschneiden oder ganz entfallen. Hunde, Katzen, Frettchen, Pferde, Kühe, Schafe, Füchse und Wölfe können von dieser Form der Tollwut befallen werden.
Was kann präventiv gegen das Tollwutvirus unternommen werden?
Heimtiere sollten in jedem Fall eine Impfung gegen das Tollwutvirus erhalten. Für Katzen, Hunde, Frettchen, Rinder, Pferde und Schafe sind entsprechende Impfstoffe mit zuverlässiger Wirksamkeit verfügbar. Eine Ansteckung ist bei korrekter Impfung nahezu ausgeschlossen.
Bei Wildtieren ist eine Impfung leider schwierig. Die Tiere einzufangen würde großen Stress für sie bedeuten und wäre darüber hinaus sehr zeit- und personalintensiv. Stattdessen verwendet man Impfköder. Vorreiter auf diesem Gebiet waren Hessen und Bayern, die erstmals 1983 derartige Köder auslegten. Seit 1991 verwenden alle deutschen Bundesländer diese präventive Maßnahme. Innerhalb von vier Jahren konnte man so die Zahl der Tollwutfälle von knapp 4.000 auf unter 1.000 stark reduzieren.
Die Impfköder bestehen aus Fischmehl, Paraffin und pflanzlichen Fetten. In dieser Masse befindet sich ein mit dem Impfstoff gefüllter Blister, eine Art Behälter, der beim Zerbeißen des Köders platzt und den Impfstoff freisetzt. Die Idee ist, dass der Hund den Köder frisst und dabei den Blister zerbeißt. Der Impfstoff wird freigesetzt, gelangt an die Schleimhäute und wird so vom Körper aufgenommen. Das Immunsystem reagiert und es kommt zur Immunisierung. Aufgrund der kurzen Lebenserwartung von Füchsen (ein bis vier Jahre), wird davon ausgegangen, dass eine einmalige Immunisierung mit einem Köder ein Leben lang ausreicht. Verteilt werden die Köder flächendeckend mit einem Flugzeug.
Ein Problem gibt es jedoch: Verschluckt der Fuchs den Köder unzerbissen, vernichtet die Magensäure den Blister und macht den Köder unwirksam.
Wie funktioniert eine Impfung gegen Tollwut?
Die Tollwutimpfung erfolgt bei Heim- und Wildtieren mit einem Lebendimpfstoff, das heißt abgeschwächten Tollwuterregern. Sie lösen im Körper eine Immunreaktion aus, ohne das Tier mit der Krankheit zu infizieren. Bei Kontakt mit dem Erreger besitzt das immunisierte Tier nun Antikörper und Gedächtniszellen. Dadurch kann die Krankheit nicht ausbrechen.
Als zusätzliche Maßnahme werden Wildtiere, die Tollwut-Symptome aufweisen, getötet und anschließend zur Untersuchung an das Veterinäramt übergeben. Zu Zeiten mit hohem Tollwutaufkommen hat man außerdem versucht, die Fuchsjagd so zu intensivieren, dass die Populationsdichte unter einer festgesetzten kritischen Größe bleibt. Das hat sich allerdings in den wenigsten Fällen als hilfreich erwiesen.