Fast jeder Tierhalter wird sich früher oder später mal mit dem Thema Impfungen beschäftigen müssen. Was bewirken sie, welche sind sinnvoll, wie oft müssen sie aufgefrischt werden – all das sind Fragen, die sich leider nur im Einzelfall beantworten lassen. Da das Thema Impfungen aber ein so großes ist, wollen wir uns hier mit dem allgemeinen Part beschäftigen: Was sind Impfungen? Woher kommen Impfstoffe? Wie werden sie verabreicht? Und wie funktioniert eine Immunisierung?
Was bedeutet der Begriff Impfung?
Allgemein meint der Begriff Impfung die Verabreichung eines Impfstoffes oder Immunserums. Das Ziel dabei ist es, den Organismus gegen einen bestimmten Erreger immun zu machen. Die Impfung soll also vor dem Ausbruch einer Krankheit schützen. Um diesen Schutz zu erreichen, gibt es verschiedene Wege: Eine aktive Immunisierung, eine passive Immunisierung und eine Simultanimpfung. Bei letzterer werden die beiden erstgenannten Impfarten miteinander kombiniert. Doch seit wann gibt es eigentlich Impfstoffe? Wie werden sie Menschen und Tieren verabreicht? Und wie wirken denn nun die passive und die aktive Immunisierung genau?
Woher kommen Impfstoffe?
Zuerst zur Geschichte der Impfstoffe: Die beginnt schon weit früher, als so mancher vielleicht gedacht hätte. Denn die ersten Versuche der Immunisierung gab es im Orient und in Westafrika gegen die Pockenerkrankung. Dort wurden die Patienten allerdings lediglich mit der Krankheit infiziert, um sie vor einer erneuten Ansteckung zu schützen. Dadurch kam es vermehrt zum Ausbruch der Krankheit. Einen wirklichen Erfolg erzielte erst Edward Jenner Ende des 18. Jahrhunderts. Er beobachtete, dass sich bereits mit den ungefährlichen Kuhpocken infizierte Landarbeiter nicht mit der den Menschen befallenden Form anzustecken schienen. Seine Idee war, den Menschen bewusst den Kuhpockenerregern auszusetzen. Damit wollte er eine Immunisierung gegen die Pockenkrankheit erreichen. 1796 führte er die erste Impfung dieser Art durch.
Angeregt von dieser Entdeckung, forschte der Chemiker Louis Pasteur Mitte des 19. Jahrhunderts weiter und entwickelte 1880 einen Impfstoff gegen Cholera bei Hühnern. Gemeinsam mit seinem Schüler Emile Roux konnte er die Funktionsweise der Immunabwehr mittels Blutuntersuchung nachweisen. Die erste passive Immunisierung gelang Emil von Behring und Shibasaburo Kitasato in den 1890ern. Sie entwickelten ein Blutserum mit Antitoxinen für die bakterielle Erkrankung Diphtherie.
Bis heute wird die Gewinnung der Impftstoffe stetig weiterentwickelt. Virale Impftstoffe erfordern die Zucht der Erreger in einem Wirt. Verwendung finden dabei meist Hühnereier oder Zellkulturen. Für die Herstellung von Totimpfstoffen werden die Erreger anschließend chemisch abgetötet. Bakterielle Impfstoffe werden in Petrischalen gezüchtet.
Welche Verabreichungsformen gibt es?
Neben der Injektion mittels Spritze können Lebendimpfstoffe als Schluckimpfung oral verabreicht werden. Eine nasale Impfung über die Nasenschleimhaut ist ebenso möglich. Besonders bei Wildtieren finden Impfköder mit sogenannten Blistern Anwendung. Die Tiere nehmen den Köder auf und zerbeißen den Blister. Dadurch kommt der Impfstoff in Kontakt mit den Schleimhäuten der Mundhöhle. Und sie öffnen dem Wirkstoff die Tür in den Körper, wo er das Immunsystem aktivieren kann. Der Erfolg ist hierbei allerdings nicht garantiert, da die Köder unzerkaut verschluckt werden können. Wenn das der Fall ist, kommt es zu keiner Impfwirkung.
Was bedeuten aktive und passive Immunisierung?
Für die aktive Immunisierung wird der Organismus absichtlich mit den krankheitsauslösenden Erregern konfrontiert. Dadurch muss das körpereigene Immunsystem aktiv werden, um sich zu schützen. Dadurch bilden sich Antikörper und Gedächtniszellen. Sie werden beim nächsten Kontakt mit dem Erreger aktiv und verteidigen den Körper. Die aktive Immunisierung erfolgt nicht mit vollwertigen Erregern, sondern mit Tot- oder Lebendimpfstoffen. Bei Totimpfstoffen handelt es sich um inaktivierte Erreger oder Bruchstücke, die sich nicht mehr vermehren können. Somit können Sie sich nicht im Körper ausbreiten und auch keinen Schaden anrichten. Lebendimpfstoffe sind abgeschwächte (fachsprachlich attenuierte) Erreger. Sie führen oft zu einem abgeschwächten Verlauf der Erkrankung. Deswegen sind Lebendimpfstoffe umstritten. Die aktive Immunisierung wird vorbeugend eingesetzt. Sie wird gesunden Menschen und Tieren verabreicht, um eine Infektion langfristig zu verhindern.
Bei der passiven Immunisierung werden keine Erreger, sondern Antikörper verabreicht. Es werden sowohl Immunglobuline, das heißt auf die entsprechende Krankheit spezialisierte Antikörper, als auch Antikörperseren von bereits immunisierten Menschen oder Tieren verwendet. Die passive Immunisierung wird angewendet, um einen sofortigen gegen einen Erreger zu erzielen. Das ist unter anderem nötig, wenn sich der Patient bereits infiziert hat. Einen langanhaltenden Schutz wie die aktive Immunisierung bietet dieses Verfahren allerdings nicht.
Eine Simultanimpfung ist ebenfalls möglich. In diesem Fall wird gleichzeitig aktiv und passiv immunisiert. So ist der Patient sofort geschützt, aber auch auf lange Sicht gegen den Erreger gewappnet. So wird beispielsweise bei verletzten Menschen ohne Tetanusimpfung verfahren. Dabei werden die beiden Impfstoffe an verschiedenen Körperstellen verabreicht, damit sie sich nicht gegenseitig aufheben.
Die Simultanimpfung ist nicht mit der Kombinationsimpfung zu verwechseln. Bei der Kombinationsimpfung wird gleichzeitig gegen verschiedene Erreger geimpft. Hierbei gibt es keine Reaktion zwischen den verschiedenen Impftstoffen. Meistens enthält eine Spritze daher mehrere Injektionslösungen.