Versuche an Tieren sind weltweit ein Thema. Sie betreffen uns alle, denn sie betreffen jeden Bereich unseres täglichen Lebens, sei es die medizinische Versorgung, chemische Produkte wie Reinigungsmittel oder harmlos wirkende Cremes und Parfums. Viele Produkte, die wir täglich benutzen, wurden erst nach einer langen Reihe von Tierversuchen für den Verkauf freigegeben. Deswegen beleuchtet dieser Artikel das Thema Tierversuche genauer. Wer testet überhaupt was an welchen Tieren? Wie werden die Versuchstiere gehalten? Und gibt es alternative Testmethoden?
Tierversuche zu medizinischen Zwecken
Die meisten Tierversuche betreffen medizinische Grundlagenforschung. Humanmediziner untersuchen – meist an Universitäten, aber auch in speziellen Forschungseinrichtungen – Hirnströme oder Reizleitungen in unterschiedlichen Situationen, obduzieren bestimmte Organe oder testen Prozesse im Körper der Tiere. Es werden aber auch neue Methoden und Medikamente sowie der Verlauf bestimmter Erkrankungen an den Tieren untersucht. Pharma- sowie Dienstleistungsunternehmen und selbst Hersteller von Hundefutter führen bei Bedarf ebenfalls Tests durch. Die wohl beliebtesten Versuchstiere sind Mäuse, Ratten und Primaten. Getestet wird aber ebenfalls an Fischen, Katzen, Meerschweinchen, Kaninchen, Hamstern, Frettchen, Kühen, Pferden und Hunden.
Welche Tests durchgeführt werden, hängt von dem Produkt ab. Bei medizinischen Tests werden die Tiere mit der zu untersuchenden Krankheit infiziert, erhalten Medikamente oder – besonders im Fall größerer Tiere wie Primaten – werden diversen Operationen unterzogen. Meist handelt es sich dabei um Hirnoperationen, bei denen bestimmte Teile des Gehirns entfernt und untersucht oder mit einem verschieden gearteten elektronischen Gerät verbunden werden, um bestimmte Hirnströme messen zu können. Leider ist es noch immer üblich, entsprechende Stellen am Schädel nicht wieder zu verschließen. Sie bleiben offen, sodass für weitere Eingriffe nicht erneut gebohrt werden muss. Die Tiere erhalten eine Art Box auf den Kopf, welche die offene Stelle schützt. Bei Kühen wird eine solche Methode ebenfalls angewandt. Sie erhalten eine Art Verschluss an der Flanke. Er ermöglicht es, jederzeit und ohne Narkose in den Magen der Kuh schauen zu können.
Besonders Mäusen und Ratten werden oftmals Krebszellen injiziert, um die Auswirkungen von Tumoren zu erforschen und nach Heilungsmöglichkeiten zu suchen.
Tierversuche für Kosmetika und Co.
Auch ab von der Medizin werden Tierversuche durchgeführt. Bestimmte Produkte müssen auf ihre Unbedenklichkeit hin getestet werden. Darunter fallen unter anderem Kosmetika, Reinigungsmittel und Tabakwaren. Durch diese Versuche soll allergischen Reaktionen bei der Benutzung, aber auch Vergiftungen durch die enthaltenen Chemikalien vorgebeugt werden. Obwohl Tierversuche für Kosmetika nach EU-Richtlinien verboten sind, werden die Tests weiterhin durchgeführt. Die Firmen weichen in Drittländer ohne entsprechende Vorgaben aus. Ein häufig angewandter kosmetischer Versuch ist das Testen der Wirkung auf die Schleimhäute. Da Kaninchen eine ähnliche Augenstruktur haben wie der Mensch, werden ihnen große Mengen der zu testenden Substanz in die Augen getropft und die Reaktion beobachtet. Damit sie sich die Augen nicht reinigen können, wird ihr Kopf fixiert. Ein alternatives Testverfahren mit Zellkulturen wurde bereits in den 80er Jahren entwickelt. Leider wird es selten eingesetzt.
Manche Versuchstiere werden nicht lebend gebraucht, sondern tot. Ihre Körper dienen lediglich der Zellgewinnung, sodass die Tiere nur gezüchtet werden, um sie zu töten. Ein kleiner Teil wird auch zu Ausbildungszwecken verwendet, zum Beispiel zur Veranschaulichung der Anatomie.
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz veröffentlicht jedes Jahr einen Bericht über die Zahl der für welche Versuche verwendeten Versuchstiere, nachzulesen auf dessen Homepage.
Wie werden Versuchstiere gehalten?
Bei manchen Versuchen handelt es sich lediglich um reine Beobachtungsstudien. Die Tiere leben in einem normalen Haushalt. Das ist zum Beispiel bei manchen Futtermitteltests mit Hunden der Fall. Die Halter sollen berichten, wie das Futter angenommen und vertragen wurde. Für andere Versuche werden extra Tiere im Labor gezüchtet. Sie wachsen im Labor auf und bleiben dort meist bis zu ihrem Ende. Und hier haben Tierfreunde meist ein Bild vor Augen: Größere Tiere wie Affen oder Hunde werden in kleinen Boxen oder Zwingern gehalten, ohne Spielzeug und Beschäftigungsmöglichkeiten. Kleinere Tiere wie Ratten oder Mäuse werden in zu kleinen Plastikkästen mit ein wenig Einstreu gestapelt.
Genauso steht anderen Versuchstieren weder mehr Platz, noch mehr Beschäftigung oder Sozialkontakt zu Menschen oder Artgenossen zur Verfügung. Manchmal werden Tiere zusammen in einer Box gehalten, doch ist dann das Platzangebot viel zu gering. Der Umgang mit den Tieren durch die Laboranten ist meist grob und distanziert. Mit einer zu engen Bindung zum Tier wären sie vermutlich nicht mehr im Stande, bestimmte Versuche durchzuführen.
Zumindest theoretisch sieht die Realität inzwischen anders aus: Je nach Labor ist die Haltung mit jener im Tierheim vergleichbar. Wie die Haltungsbedingungen aussehen müssen, ist im Tierschutzgesetz vorgeschrieben und sollte in jedem Labor von einem Tierschutzbeauftragten überprüft werden. Die Akademie für Tierschutz hat sich zusammen mit ihrem Dachverband, der Eurogroup for Animals, für ein entsprechendes Gesetz zum Schutz der Labortiere, beruhend auf dem Tierschutzgesetz, eingesetzt. 2007 trat ein entsprechender Schriftsatz, ein Bundesgesetzblatt, in Kraft. Er soll dafür sorgen, dass die Tiere ein artgerechtes Leben, entsprechend ihren sozialen, körperlichen und geistigen Bedürfnissen, führen können. Die Einschränkungen für die Tiere sollen so gering wie möglich gehalten werden. Er empfiehlt die Kontrolle durch einen Tierschutzbeauftragten und legt Richtlinien für die verschiedenen Tierarten fest.